Gehaltskürzungen im Home Office: Was ist in Deutschland erlaubt?

In Deutschland haben große Technologieunternehmen wie Google, Facebook und Twitter während der weltweiten Corona-Pandemie ihre gesamte Belegschaft ins Home Office geschickt. Dabei kam es zu Diskussionen über die Anwendung von ortsabhängigen Gehaltsmodellen, die dazu führen können, dass Mitarbeiter im Home Office bis zu 25 Prozent weniger verdienen als ihre Kollegen im Büro. Diese Praxis basiert auf der Annahme, dass Lebenshaltungskosten je nach Region variieren und daher die Gehälter entsprechend angepasst werden sollten.

Die rechtliche Lage in Deutschland zu diesem Thema ist komplex. Rechtsanwältin Trixi Hoferichter erklärt, dass wohnortabhängige Gehaltsmodelle grundsätzlich zulässig sind. Dies beruht darauf, dass Arbeitgeber nach dem arbeitsrechtlichen Gleichbehandlungsgrundsatz zwar vergleichbare Arbeitnehmer gleich behandeln müssen, jedoch unterschiedliche Lebenshaltungskosten aufgrund des Wohnorts nicht als Diskriminierung gelten. So sind Wohnort und damit verbundene Gehaltsunterschiede nicht durch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) geschützt.

Für bestehende Arbeitsverträge bedeutet dies, dass eine einseitige Gehaltskürzung durch den Arbeitgeber nicht möglich ist. Die Vergütung wurde bereits vertraglich festgelegt und kann nur mit Zustimmung des Arbeitnehmers geändert werden, beispielsweise im Rahmen einer Vereinbarung zum Home Office.

Bei Neueinstellungen hingegen können Unternehmen unterschiedliche Gehälter für Positionen an verschiedenen Standorten ausschreiben. Hierbei müssen sie jedoch arbeitsrechtliche Vorgaben beachten, insbesondere in Bezug auf potenzielle Diskriminierung aufgrund von Geschlecht oder anderen geschützten Merkmalen.

Ein Beispiel für die praktische Anwendung sind Gehaltsbänder, die Unternehmen wie SAP nutzen, um die regionalen Unterschiede in den Lebenshaltungskosten zu berücksichtigen. Solche Modelle könnten angesichts der zunehmenden Digitalisierung und der Popularität von Home Office in Zukunft an Bedeutung gewinnen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Debatte um wohnortabhängige Gehaltsmodelle in Deutschland aktuell ist und sowohl rechtliche als auch arbeitsrechtliche Aspekte berührt, die sorgfältig abgewogen werden müssen, um faire Bedingungen für alle Mitarbeiter zu gewährleisten.